Die Bereicherung durch TCM – chinesische Medizin

Der Rücken einer Frau mit chinesischer TCM-Schrift darauf.

In meiner Ausbildung zur Physiotherapeutin bedauerte ich es ein wenig, dass in diesem Beruf, bzw allgemein in der westlichen Schulmedizin nur auf den Körper geschaut wird und selten der Mensch dahinter mit gesehen wird. Es ist ein sehr mechanisches Weltbild. Daher begann ich schon bald mit der Ausbildung „Akupunktmassage nach Penzel“. Diese basiert auf dem Weltbild der TCM -der chinesischen Medizin. Hier fand und finde ich immer noch viele Ansätze, wie der Mensch als Ganzes behandelt werden kann. Ich finde es immer wieder faszinierend, wie viel uns die chinesische Medizin über uns selbst und über die Natur lehrt. Es ist eine Bereicherung meines Lebens, weil ich mehr von meinen Körper, meinem Geist und meiner Seele zu verstehen lerne.

Die chinesische Medizin TCM entstand vor mehr als 5000 Jahren

Sie hat sich dabei nicht wesentlich verändert und funktioniert immer noch gut. Die alten Chinesen haben die Naturgesetze unglaublich gut studiert und erkannt, dass wir Teil der Natur sind:. Alles was um uns herum geschieht, geschieht auch in uns. Die gleiche Energie (Chi) die in der Natur wirkt, wirkt auch in uns. Und daher wirkt die Natur, unsere Umgebung auch auf und in uns.

Die chinesische Medizin TCM sieht den Mensch immer als Ganzes: Körper, Geist und Seele. Und alles zusammen ist Eins. Unsere Schulmedizin hingegen hat vor noch nicht allzu langer Zeit angefangen, den Menschen aufzuteilen: Es entstanden die Spezialgebiete fürs Herz, für die Nieren für den Bewegungsapparat, usw. Für den Geist – die Psyche entstand die Psychiatrie, die sich fortan nicht mehr um körperliches kümmerte und die Seele überliess man der Kirche.

Chinesischer TCM-Tee in einem Glas mit Stäbchen.
Chinesischer TCM-Tee in einem Glas mit Stäbchen.

Diese Spezialisierung hat sicher auch viel Gutes und Interessantes hervorgebracht. Zum Teil haben wir aber aus den Augen verloren, dass wir nicht eine Ansammlung von Teilen sind, sondern ein Ganzes. Wenn ein Teil nicht richtig funktioniert, beeinträchtigt es das Ganze. Wenn wir nur ein Teil betrachten, sehen wir Symptome, wie zb. Schmerzen in einem Gelenk, aber häufig sehen wir die Ursache nicht. Ein Symptom bedeutet in der Akupunktmassage lediglich: „ He, hier stimmt was nicht. Etwas ist aus dem Gleichgewicht“. Die Ursache dafür liegt aber oft nicht dort, wo das Symptom auftaucht.

Dynamisches Gleichgewicht

Was heisst denn nun aber „im Gleichgewicht„? Gemeint ist dabei nicht, dass wir immer in einem genau eingemitteten Zustand sein müssen. Eigentlich müsste man von einem «dynamischem Gleichgewicht» sprechen: Blicken wir in die Natur, erkennen wir, dass alles in Kreisläufen abläuft.

Wir haben die Jahreszeiten:

Blickt man nur einen Moment an, zb im Hochsommer diese Hitze, sieht man kein Gleichgewicht. Tritt man aber einen Schritt zurück erkennt man, dass es sich eben nicht um ein starres System handelt. Der Sommer geht vorbei es wird wieder kühler, und alles wird so gebraucht. Leben heisst eben dynamisches Gleichgewicht. Mal das eine Mal das andere, und es pendelt um eine Mitte. Das dynamische Gleichgewicht verlieren wir, wenn die Energie steckenbleibt an einem Ort. Dann verlieren wir die Lebendigkeit und es wird starr.

Auch in unserem Körper soll die Energie fliessen und nicht stecken bleiben. Und auch in unseren Körperfunktionen können wir das dynamische Gleichgewicht an vielen Orten finden: Man nennt es hier Homöostase: das bedeutet, dass vieles immer um eine Mitte herum pendelt. zb. der ph Wert, oder der Insulingehalt im Blut oder der Blutdruck… Alles wird dynamisch reguliert.

Die Wandlungsphasen der TCM

Die chinesische Medizin beschreibt dieses dynamische Gleichgewicht mit den Wandlungsphasen (oder Elementen). Alles in der Welt kann einer der 5 Wandlungsphasen zugeordnet werden. So gehört der Winter zur Wandlungsphase Wasser, Frühling zum Holz, Sommer zum Feuer, Spätsommer zur Erde und Herbst zum Metall.

Jede Phase ist wichtig.

Es ist aber noch wichtiger, nicht in einer stecken zu bleiben, sondern von einer Phase zur nächsten zu wandeln.
Die alten Chinesen haben sich sehr viele Gedanken gemacht wie alle Erscheinungen in der Welt den Wandlungsphasen zugeordnet werden. So können zb. Emotionen den einzelnen Phasen zugeordnet werden, oder Geschmacksrichtungen, Farben, Töne, Wetterphänomene etc. (mehr dazu ist in den Blogbeiträgen zu den Jahreszeiten zu finden)

Die Wandlungsphasen sind in der chinesischen Medizin sehr wichtig bei der Suche nach der Ursache von Krankheiten. Nehmen wir zum Beispiel Rheumatische Erkrankungen. Diese Bezeichnung entstand vor vielleicht 200 Jahren, als die Menschen im Freien arbeiteten, oft unterernährt waren und schlecht gekleidet waren.

Der Körper (oder besser gesagt das Gleichgewicht im Energiesystem) wurde von diesen Umweltbedingungen angegriffen und sie bekamen eben Rheuma. Heute sind viele Menschen viel besser ernährt, haben Kleidung und arbeiten drinnen. Und doch gibt es immer noch Rheuma. Nun sind es eben innere Bedingungen, die das dynamische Gleichgewicht stören, zb. Ärger oder Angst. Wir finden also verschiedene Ursachen, die ähnliche Störungen im Energiesystem verursachen können.


In der Akupunktmassage schaut man also nicht die Symptome an, sondern schaut wo im Energiesystem ein Ungleichgewicht herrscht. Und dieses Ungleichgewicht kann sich ganz unterschiedlich äussern. Der eine bleibt in den immer gleichen Emotionen hängen, die andere hat körperliche Symptome, die Dritte hasst einfach den Winter…

Indem das chinesische Medizinsystem – TCM all diese Zusammenhänge erkennt, wird es eigentlich auch ganz automatisch ein präventives System. Die Natur ist nämlich freundlich mit uns: Sie zeigt uns schon sehr früh, wenn etwas nicht stimmt. ZB mögen wir plötzlich den Winter nicht mehr. Oder eine bestimmte Geschmacksrichtung können wir nicht mehr essen… Leider haben wir verlernt richtig wahrzunehmen. Wenn wir lernen, solche Dinge als Signale zu lesen, dass etwas aus dem Gleichgewicht ist, dann können wir etwas tun, bevor wir richtig körperlich krank werden.

Der Mensch muss als Ganzes gesehen werden

Zudem zeigt uns dieses System auch wie wichtig die geistige und seelische Verfassung eines Menschen ist, um sich selber zu regulieren. Wir sollten unser Augenmerk nicht nur auf körperliche Erscheinungen richten. Ich denke, dass viele Menschen eine Menge Schmerzen ertragen können.

Schwieriger zu ertragen wird es, wenn das Ungleichgewicht auf den Geist übergreift: Man beginnt z.B. sich Sorgen zu machen, bekommt Angst, kann nicht schlafen oder regt sich ständig auf. Und noch schlimmer, wenn es auf die Seele übergreift und alles keinen Sinn mehr macht und man gleich aufgeben könnte.

Das Meridiansystem der TCM

Wo finden wir nun aber die 5 Wandlungsphasen, und damit auch die Kreisläufe in unserem Körper? Die chinesische Medizin kennt 5 Organe und 2 Funktionen, die den Wandlungsphasen zugeordnet werden:

  • Niere und Blase gehören zum Wasserelement
  • Leber und Gallenblase gehören zum Holzelement
  • Herz und Dünndarm gehören zum Feuerelement, sowie auch die 2 Funktionen Kreislauf-Sexualität (auch Perikard genannt) und Dreierwärmer
  • Milz und Magen gehören zum Erdelement
  • Lunge und Dickdarm gehören zum Metallelement.

Durch jedes Organ fliesst ein sogenannter Meridian, den man sich wie ein Flussbett vorstellen kann, in dem unsere Lebensenergie «Chi» fliesst. Alle Meridiane sind miteinander verbunden, so dass die Energie in einem ständigen Fluss durch den ganzen Körper fliessen kann und alle Organe ihre Funktion in der nötigen Intensität ausüben können.

TCM-inspirierter chinesischer Tee im Glasgefäß mit Stäbchen.
TCM-inspirierter chinesischer Gesundheits-Tee im Glasge mit Stäbchen.

Die chinesische Medizin TCM kennt hier auch den zirkadianen Kreislauf, der beschreibt an welchen Zeiten des Tages, welche Organe gerade am aktivsten sind (auch Organuhr genannt (Link)). Es handelt sich ja wie schon gesagt nicht um ein starres Gleichgewicht. Wichtig ist, dass die Energie zur richtigen Zeit am richtigen Ort aktiv sein kann.

In der Akupunktmassage TCM wird das Meridiansystem genutzt um den Energiefluss im Körper zu verbessern. Denn wie auch bei den Jahreszeiten, soll die Energie nicht an einem Ort feststecken, sondern dynamisch alle Gebiete im Körper erreichen. Es geht also darum herauszufinden, wo und warum das Chi ins Stocken gerät. Und wenn die Energie wieder gut fliesst, werden wir auch ausgeglichener im Geiste und können mit unseren Emotionen besser umgehen.

Fazit der TCM für mich:

Die TCM Akupunktmassage lehrte mich also, genauer hinzuschauen und auch hinzuspüren. Das ist immer wieder eine grosse Bereicherung in vielen Aspekten meines Lebens. Und die Freude darüber spüre ich auch immer wieder in meinen Tai Chi – übungsstunden, wo das Chi nicht Theorie bleibt, sondern ganz einfach in der Praxis erfahrbar wird.

Auch für dich kann das Chi erfahrbar werden: Du kannst während und nach einer Akupunktmassage spüren, wie dein Körper wieder ins fliessen kommt. Oder du lernst in Tai-Chi Stunden, wie das Chi immer besser fliesst, je entspannter deine Haltung wird.
Oder du öffnest ganz einfach im Alltag deine Sinne und spürst, was eigentlich alles Einfluss auf dein Wohlbefinden hat.

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